Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Achim von Arnims Wallis

Schauplatz

«Sie saß auf einem Felsstücke neben dem rauschenden Bache, ihre Beine unter sich geschlagen, ihr Auge blickte gleichgültig zu mir hin, sie strich einen großen schwarzen Kater, der sich behaglich durch ihre Hände wand. Sie sagte ruhig: Mein Peter wäre mir fast erwürgt worden von meinem Bräutigam! ‒ Wollen Sie den Gemsenjäger heuraten? fragte ich. Ich soll wohl, sagte sie, das hilft meiner Mutter auf, er hat Vermögen und ich kann dann ruhiger an Aloys denken, weil ich ihn dann nicht mehr heuraten kann. Ach, schrie sie auf einmal heftig, wenn ich ihn nur befreiet hätte. Sie sah meine Verwunderung. Verzeihen Sie, fuhr sie leise fort, ich habe nur selten solch einen Augenblick des Schmerzes, aber dann ist er auch mächtiger als ich.»

Achim von Arnim: Aloys und Rose. Französische Miscellen aus Wallis. Aus dem Tagebuch eines hipochondrischen Reisenden (1803)
 

© KEYSTONE
Zu Novelle und Autor

Achim von Arnim (1781-1831) hat eine «Schweizernovelle» geschrieben, unter unmittelbarem Eindruck seiner eigenen Schweizerreise von 1802 und der damaligen politischen Wirren, als das Land von der Napoleonischen Armee besetzt war. «Nun bin ich endlich über das Ende der Welt hinweggeschritten, – Felsen und Wolken liegen zwischen uns [...]. Die Welt meiner Gedanken ist jenseits geblieben, im lieben deutschen Vaterlande, hier ist der Tag nicht mehr Tag, das Grün nicht mehr Grün». So, im Niemandsland der Walliser Gebirge, beginnt von Arnims elegische Liebesgeschichte. In einem kargen Bergtal trifft der Erzähler die schöne Rose. Diese öffnet ihm ihr Herz und erzählt die Geschichte einer Trennung: Von ihrem Geliebten, dem Freiheitskämpfer Aloys, der für die alten Schweizer Rechte und gegen die Besatzungsmacht kämpft,  erreichen sie Briefe auf himmelblauem Papier, von der Insel Ufenau und zuletzt aus den «kleinen Kantonen» in der Innerschweiz. Doch am Ende wird Aloys auf der Feste Aarburg in Ketten gelegt und alle Hoffnung ist dahin: «Alle Schrecknisse der Zeit mussten zwischen uns fallen, um uns zu trennen.»
Konkrete Reiseimpressionen sind mit Sicherheit in «Aloys und Rose» eingeflossen sein, denn Aloys Reise ist von Arnims eigener Route nachgebildet, vom Zürchersee an den Vierwaldstättersee, auf den Spuren der Freiheitshelden Hutten und Tell. Vorbild für die Figur des Aloys' dürfte der Schwyzer Alois von Reding gewesen sein, der einige siegreiche Schlachten in der Innerschweiz angeführt hatte und danach in Haft geriet. (BP)

Zum Ort

Wohin genau es die unglückliche Rose verschlagen hat, ist unklar, unser Bild zeigt das Val des Bagnes, das zur eingangs zitierten Situation zu passen scheint. Sicher ist: Im Wallis ist Rose nicht glücklich, in der kargen Landschaft aus Stein und Wasser (aufgewachsen ist sie am lieblichen Genfersee, da ist die Walliser Bergwelt in der Tat ein heftiger Kontrast). Aber natürlich gibt viele gute Gründe, ins Wallis zu reisen: Es ist das Land der Viertausender (47 an der Zahl!), das Land der Pässe und das Land der Rhone. Und wer sich für Geschichte interessiert, wird staunen: Attraktive Wanderwege führen auf historischen Routen kreuz und quer durchs Wallis.