Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Frank Wedekinds Lenzburg

Schauplatz

«Ich begann zu schreiben ohne irgendeinen Plan, mit der Absicht zu schreiben, was mir Vergnügen macht. Der Plan entstand nach der dritten Szene und setzte sich aus persönlichen Erlebnissen oder Erlebnissen meiner Schulkameraden zusammen. Fast jede Szene entspricht einem wirklichen Vorgang.»

Frank Wedekind: Gesammelte Werke, Bd. 9 (1924)

© KEYSTONE
Zu Drama und Autor

Inspirationsort Lenzburg – eine der mächtigsten Höhenburgen der Schweiz, mit Fundamenten aus dem 11. Jahrhundert: Ab 1874 hat Frank Wedekind (1864-1918) seine Jugendjahre auf diesem Schloss verbracht, zusammen mit fünf Geschwistern. Wie es dazu kam? Wedekinds Vater, ein ehemaliger Arzt und 1848er-Revolutionär, hatte in Kalifornien mit Grundstückspekulationen das grosse Geld gemacht und dieses nach der Rückkehr nach Europa in Schloss Lenzburg investiert – aus Protest gegen das preussisch dominierte Deutschland, in dem er sich nicht wieder niederlassen wollte.
Nacktbaden im Brunnen auf dem Metzgplatz, Eselsritte, Zirkusbesuche, Streiche und endlose Spiele in Wiesen und Wäldern – eine herrliche Kindheit muss es gewesen sein. Später hat Frank hier erste erotische Erfahrungen gesammelt und Lenzburger Bürgerinnen mit seinen Liebesgedichten den Kopf verdreht. Die wilden Lenzburger Jahre, aber auch tragische Geschehnisse wie drei Selbstmorde in Folge von Mitschülern Wedekinds waren später in München Quelle der Inspiration für sein erstes Drama. Entstanden ist das Skandalstück «Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie» (1891), das offen wie nie zuvor die sexuellen Nöte pubertierender Jugendlicher thematisiert hat, mit Aufführungsverboten belegt wurde und bis heute die Gemüter bewegt. (BP)

Zum Ort

Lenzburg im Aargau ist den meisten Schweizerinnen und Schweizern wohl vom Frühstückstisch bekannt: Hier wird die Hero-Konfitüre hergestellt. Das Städtchen (rund 8‘600 Einwohner) ist ein regionales Zentrum. Wahrzeichen ist das Schloss, das über drei Jahrhunderte lang den Vögten der bernischen Herren als Sitz diente, und mit dem der Kanton Aargau nach seiner Gründung im Jahre 1803 nicht viel anfangen konnte. Zunächst wurde es vermietet und im Jahre 1860 an private Besitzer verkauft. 1956 ging es an eine staatliche Stiftung über. Heute beherbergt es einen Teil des Aargauer Kantonsmuseum, darunter ein Kindermuseum. Das Schloss mit mittelalterlicher Burganlage, Hof, Ritterhaus und barockem Garten kann besichtigt werden.