Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Franz Kafkas Zugersee

Schauplatz

«Abfahrt ca. 3 Uhr nach Luzern um den See. Die leeren, dunklen hügeligen, waldigen Ufer des Zuger Sees in vielen Landzungen. Amerikanischer Anblick. Widerwillen auf der Reise gegen Vergleiche mit noch nicht gesehenen Ländern.»

Franz Kafka: Reisetagebuch (1911)

Zu Reisetagebuch und Autor

Franz Kafka (1883-1924) und Max Brod unterwegs in der Schweiz: Fast bedauert man ein bisschen, dass die beiden nicht mehr schriftlich festgehalten haben – ihr unbestechlicher Blick, ihr Humor, ihre Belesenheit sind ausserordentlich vergnüglich. Im August 1911 führt ihre Route von Prag über München nach St. Margarethen, Winterthur und Zürich. In der Limmatstadt verbringen sie nur gerade ein paar Stunden, sehen und hören aber genau hin: Die schweizerische Sprache erscheint Kafka als mit «Blei ausgegossenes Deutsch», im Männerbad bemerkt er die «republikanische Freiheit des Sichausziehens vor seinem Kleiderhaken, ebenso Freiheit des Schwimmmeisters mit einer Löschspritze das volle Sonnenbad zu leeren (...). Irgend ein Naturheilkundiger mit langem Haar benimmt sich einsam.»
Vor der Weiterfahrt nach Luzern stärken sie sich bei Erbsensuppe mit Sago, Bohnen mit gerösteten Karotten und Citronencrème (Kafka war Vegetarier). Auf der Fahrt nach Luzern werden die oben zitierten Eindrücke zum Zugersee festgehalten.
Wer weiss, ob der Zugersee eine der Inspirationsquellen für Kafkas sogenannten «Amerika-Roman» gewesen ist? Denn in Amerika war Kafka nie, über die Tagebuchnotiz lässt sich jedoch erahnen, wie er es sich vorgestellt haben könnte. Kafka begann Ende 1911, nach der Rückkehr aus der Schweiz, intensiv daran zu arbeiten, legte das Werk aber 1914 zur Seite. Es ist Fragment geblieben. Der Pragerdeutsche Dichter und Versicherungsbeamte starb 1924 an Tuberkulose, literarischen Weltruhm sollte er erst nach seinem Tod erlangen. 1927 erschien, herausgegeben von Max Brod, der Roman «Amerika». In späteren Auflagen trägt er den Titel «Der Verschollene». (BP)

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Zum Ort

Der Zugersee liegt eingebettet in eine Hügellandschaft. Man kann, wie Kafka und Brod im Jahre 1911, auf der Eisenbahnstrecke Zürich-Luzern Blicke auf ihn erhaschen. Die Ufer sind deutlich dichter besiedelt als damals, die Stadt Zug ist heute ein Zentrum des globalen Rohstoffhandels und ein bedeutender Sitz internationaler Holding-Gesellschaften. Am Westufer liegt das Dorf Immensee. Hier endete die Hohle Gasse, in welcher Wilhelm Tell den Landvogt Gessler ermordet haben soll.