Mani Matters Bundesterrasse
«Einisch ir Nacht woni spät no bi gloffe,
d Bundesterasse z düruf gäge hei,
hani ä bärtige Kärli aatroffe
u gseh grad, das dä sech dä dert jemmers nei,
das dä sech zu nachtschlefener Ziit
am Bundeshuus z schaffe macht mit Dynamit.
I bi erchlüpft u ha zue nim gseit ‹säget,
exgüsee aber es gseht fasch so us,
wie das dir da itz würklech erwäget
das grad id Luft welle z schpränge das Huus›.
‹Ja› seit dä Maa ‹mit Füür es mues sii,
furt mit dam Ghütt i bi für d Anarchie.›»
Mani Matter: Dynamit (1972)
Das auf Berndeutsch gedichtete und gesungene Lied erzählt von einer nächtlichen Begebenheit auf der Bundesterrasse in Bern. Tagsüber lassen sich von dort aus die Alpen bewundern, mit dem mächtigen Bundeshaus, dem Sitz der Schweizer Regierung, im Rücken. Aber eines Nachts, so das Lied, macht sich ein bärtiger Kerl an Dynamitsäcken zu schaffen und will offenbar das Bundeshaus in die Luft sprengen. Ein Beobachter eilt herbei, beschreibt dem Attentäter wortgewaltig und poetisch die Errungenschaften der Schweizer Demokratie, bis dieser zu Tränen gerührt von seinem Vorhaben ablässt. Das Bundeshaus, ja der Staat ist gerettet! Aber zu Hause angekommen, im Bett, beschleichen den Zivilcouragierten Zweifel: Ist wirklich alles so gut und glänzend in der Schweiz? Hat er sich und den Bärtigen betrogen? Mani Matters «Dynamit» ist eines seiner vielen Lieder mit herrlichen Twists und Turns.
Matter (Mani war sein Pfadfinder Name, sein Taufname lautet Hans Peter) wurde 1936 in Herzogenbuchsee geboren. Er war ein Troubadour, Chansonnier, Liedermacher – und im Brotberuf promovierter Jurist, Rechtsberater. Seine Lieder gehören heute zum Kanon der Schweizer Kultur, er hat mit seiner Musik, seinen hintersinnig-witzigen und immer zutiefst menschlichen Texten andere Musiker inspiriert, im In- und Ausland. Oder anders gesagt: Jede Generation entdeckt die zeitlosen Lieder von Matter aufs Neue. Mani Matter starb 1972, im Alter von nur sechsunddreissig Jahren, bei einem Autounfall auf dem Weg zu einem Konzert. Er hinterliess seine Frau Joy und drei kleine Kinder. (BP)
Das Bundeshaus in Bern, Sitz von Regierung und Parlament der Eidgenossenschaft, wurde nach den Plänen des Architekten Hans Wilhelm Auer erbaut und am 1. April 1902 eingeweiht. In der sessionsfreien Zeit (National- und Ständerat sind kein Berufsparlament, sondern treten viermal pro Jahr für jeweils drei Wochen zusammen) werden Führungen angeboten, während den Sessionen können Besucher die Debatten mitverfolgen. Im Sommer ist der 2004 neu gestaltete Bundesplatz ein beliebter Treffpunkt. Von der Bundesterrasse führt eine 1885 erbaute Drahtseilbahn («Marzilibähnli») ins Marziliquartier am Aareufer.