Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Peter Webers Baden

Schauplatz

«Pina schläft unberührt.
Ich vergrabe mich ganz in ihre dicken schwarzen, bläulich glänzenden Haare, rieche mich satt. Wir haben uns abends ordnungsgemäss quellnah geküsst. Nur die echte und die gemachte Liebe ködert die Gesundkraft. Küsse, Streicheleien, eine Hand, die durchs Haar fliesst, eine Wange auf dem kalten Hals und die üppigen Kussgeräusche sind es, von denen die Quellentiere angelockt werden. Den Kandis, der den Liebenden aus den Ohren wächst, knabbern sie gerne auf, das Kusssalz schlecken sie uns aus den Mündern. Es enthält wertvolle Minerale.»

Peter Weber: Silber und Salbader (1999)

© Schweiz Tourismus
Zu Buch und Autor

Das Liebespaar Pina Vaser und Wendelin Selb, genannt Silber, übernimmt das alte Kurhotel «Rose» in Baden – als Wirt und Quellwärterin führen sie das Traditionshaus zu neuer Blüte und vertiefen zugleich ihre Liebe: «Wir werden uns berufsbezogen lieben lernen, die frische Verliebtheit in eine Liebesbeziehung umwandeln. Verliebtheit ist geschenkt, quellnahe Liebe lernbar.» Ist es eine Märchenwelt oder Gegenwart? Im Atrium des Hotel Blume leben Kolibris, Schmetterlinge und Sittiche, tief im Erdreich, im Finsteren, hausen Quellentiere.
Zu diesem sinnlichen Bäderroman gehört wesentlich auch die Musik und so erfüllen Klänge die «Rose», denn Pina spielt Bratsche, Silber Maultrommel. Ein Heimatroman? Ja, aber ein sehr moderner, in dem man, eingebettet in unvergleichliche Stimmungen und Klangbilder, vieles erfährt über Geologie, Industriegeschichte und das Bäderwesen.
Peter Weber (geb. 1968) gelang 1993 mit dem Roman «Der Wettermacher» der Durchbruch. Neben dem Schreiben hat er zahlreiche Projekte mit Musikern aus verschiedenen Bereichen durchgeführt, unter anderem das Programm «Singende Eisen, Spangen und Gleise» mit vier dichtenden Maultrommlern. (BP)

 

Zum Ort

Das heilende Wasser quillt hier heiss (47°C) aus dem Boden und wurde schon von den Römern genutzt. Seit dem Mittelalter waren Badens Bäder Treffpunkt nicht nur der Gebrechlichen, sondern auch der Reichen, Mächtigen und Bedeutenden. Baden war Ort der jährlichen "Tagsatzung" der alten Eidgenossenschaft, die Badenfahrt gehörte zu den bürgerlichen Lustbarkeiten wie heute die Skiferien in St. Moritz. Die Liste illustrer Besucher ist lang, Hotels und Restaurants beidseits der Limmat zeugen von einer Grösse, die vor dem Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt überschritt. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wird im Kursaal ein Grand Casino betrieben. Als Sitz von Brown Boveri war Baden einst ein Weltzentrum der Elektrizitätserzeugung. Bekanntester Badener: Albert Hofmann, der Erfinder von LSD.